Behandlung urologischer Probleme

Prof. Dr. Hans-Peter Jonas)

Seit 1971 war ich als aufstrebender Unfallchirurg im UKH Meidling der AUVA. 1973 wurde das Rehabilitationszentrum Häring eröffnet und erstmals durch Prof. Dr. Madersbacher, damals junger Urologe von der Klinik Innsbruck, ein Konzept der lebenslangen Betreuung auf urologischem Sektor inauguriert. Zuvor hat es natürlich in Tobelbad ebenfalls alle Erkenntnisse der urologischen Betreuung gegeben, aber die fachurologische dauernde Betreuung, etwa auch mit einer neuro-urologischen Ambulanz, wurde von Prof. Madersbacher geschaffen.

Nachdem dies in Bad Häring eingeführt wurde, habe ich dann im Unfallkrankenhaus Meidling mit bescheidenen Mitteln einzelnen Querschnittgelähmten s.g. Urochecks zukommen lassen, dies vor allem bei Arbeitsunfallversehrten.

1985 habe ich dann aus meinem, zugegebenermaßen interessanten Hobby als Betreuer der Querschnittgelähmten und Amputierten im Raume Wien, meinen Hauptberuf gemacht und bin als ärztlicher Leiter des Rehabilitationszentrums Häring bestellt worden.

Auf dem Gebiet der Urologie, gab es in den frühen 80-iger Jahren sensationelle Entwicklungen. Es war zuvor eigentlich nur das Katheterisieren und das Klopfen wichtig – und wenn das nicht wirklich gelangt hatte, dann wurde eben sphinkterotomiert; plötzlich konnte mit dem Brindley Stimulator auch eine annähernd normale Harnentleerung einer Blase stimuliert werden.

Die Kosten des Brindley-Stimulators waren enorm, die Implantation durch Konsiliarärzte teuer. Es war gar nicht leicht, allen Kostenträgern und natürlich auch meinen Vorgesetzten klar zu machen, dass hier eine Revolution stattfand.

Erst große ausländische Zahlen, etwa aus der Werner Wicker-Klinik in Wildungen, konnten die maßgeblichen Herrschaften überzeugen, dass der Brindley-Stimulator ein Segen für die Patienten sein konnte.

In den 80-iger und 90-iger Jahren wurde auch mit der Einführung moderner und neuerer Materialien die Situation des Katheterismus entscheidend verbessert. Vor allem die beschichteten weichen Silikonkatheter, die ausgesprochen harnröhrenfreundlich sind, haben hier eine Revolution bedingt.

Bis zum heutigen Tag sind diese Katheter von vielen österreichischen Kostenträgern nicht gewünscht – und man muss jedes Mal, wenn man einen solchen Katheter indiziert, Bettelbriefe an die entsprechenden Stellen schicken.

Womit wir bei der Inkontinenz wären.

Zum Thema Inkontinenz gibt es natürlich eine ganze Reihe von manchmal auch regionalen Unzukömmlichkeiten.

Dass ein Patient Stuhl- und Harn inkontinent ist und zur Sicherheit Einlagen im Bett braucht, um nicht regelmäßig das Bett und die Bettwäsche zu beschmutzen, ist offensichtlich vielen Kostenträgern bis zum heutigen Tag nicht einsehbar. Inkontinenzhilfsmittel werden für Querschnittgelähmte immer wieder abgelehnt bzw. sind aus den Hilfsmittellisten verschwunden.

Angesichts der Zahl der Querschnittgelähmten in Österreich und ähnlicher Patienten, sind die Kosten hiefür, auch gemessen am Gesamtbudget der Kostenträger natürlich verschwindend und die Argumentation aus dem Kostenbereich daher nicht glaubwürdig.

Querschnittgelähmte müssen in bestimmten regelmäßigen Abständen sowohl gesundheitlich als auch vor allem urologisch untersucht werden. Einmal eingetretene Schäden, wie massive Veränderungen des Urogenitaltraktes oder allfällig Decubitus kosten die Allgemeinheit dann im Vergleich dazu wesentlich mehr.

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