Gustav Engljähringer weltweit erster Motorsport-Champion mit Handicap

Frankenburg, 20. Oktober 20151994 brach er sich bei einem Verkehrsunfall einen Halswirbel. Seither sitzt Gustav Engljähringer im Rollstuhl. Damals veränderte die Diagnose Querschnittlähmung sein Leben radikal. Heute, mehr als 20 Jahre später, ist der 44-jährige Oberösterreicher nicht nur begeisterter Motorsportler – sondern auch ein echter Weltrekordler: In einem BMW M235i Racing des eigenen Teams „MISSION POSSIBLE Racing with Handicap“ holte Gustav Engljähringer in der aktuellen Saison in der aus sechs Langstreckenrennen bestehenden IES International Endurance Series (24-Stunden-Rennserie) den Gesamtsieg in der Klasse Cup 1. Als erster querschnittgelähmter Rennfahrer weltweit kürte sich Gustav Engljähringer damit zum Titelträger in einer internationalen Rennserie.

Fast könnte man meinen, Gustav Engljähringer ist es schon gewohnt, Unmögliches möglich zu machen: Es war das Jahr 2007, als der hauptberufliche Transportunternehmer aus dem oberösterreichischen Frankenburg erstmals an einem Rundstreckenrennen teilnahm – damals noch in der hartumkämpften BMW 325 Challenge. Nach ersten Erfolgen folgte 2011 dann der Wechsel zu den Young Timern – und ein Jahr darauf war es dann soweit: Mit zehn Siegen in 14 Rennen kürte sich Gustav Engljähringer zum souveränen Gesamtsieger der Meisterschaft.

Der erste Champion im Rollstuhl

Nach diesem beeindruckenden Triumph – herausgefahren im berühmten Jaguar V8 STAR von Ex-Robert Lechner – setzte sich der heute 44-jährige zweifache Familienvater ein neues Ziel: Gemeinsam mit dem Schweizer Rainer Küschall gründete er das Projekt „MISSION POSSIBLE Racing with Handicap“. Ihr Ziel: Die Teilnahme an einem internationalen 24-Stunden-Rennen mit einem Team, das ausschließlich aus querschnittsgelähmten Fahrern besteht. „Wir wollen demonstrieren, dass Motorsportler mit körperlicher Behinderung mit Hilfe der richtigen Technik ebenbürtige Leistungen erbringen können“, erklärt Engljähriger, der im Alltag selbst häufig am Steuer eines eigens dafür umgebauten 40-Tonnen-Lkw sitzt, seine Motivation. „Damit möchten wir einen Beitrag leisten, um Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung weltweit abzubauen und aufzeigen, dass wir gleichwertige Partner, Sportler und Menschen sind.“

Zuerst 12 Stunden, dann 24, dann der Titel

Nach anfänglichen Rückschlägen war es im Mai 2014 soweit: Im damals brandneuen BMW M235i Racing starteten vier Piloten mit Handicap beim 12-Stunden-Rennen von Zandvoort. Eine Weltpremiere, die durch das Erreichen des Ziels auf dem hervorragenden fünften Klassen-Rang sogar noch getoppt wurde. Die nächste Weltpremiere folgte dann im Januar 2015: Gemeinsam mit Matt Speakman aus Australien, Mike Smit aus Holland sowie Marc Dilger aus Deutschland startete Gustav Engljähringer erstmals mit einem Team gehandicapter Fahrer bei einem internationalem 24-Stunden-Rennen. Der sportliche Erfolg (Platz fünf in der Klasse) sowie das überwältigende Medien-Echo bewog den Österreicher, die gesamte Saison in der 24hSeries zu bestreiten. Eine goldrichtige Entscheidung: Schon ein Rennen vor Saisonende stand Gustav Engljähriger vom Team „MISSION POSSIBLE“ als Gesamtsieger der Klasse Cup 1 fest – und setzte sich damit gegen 60 Konkurrenten aus 15 verschiedenen Ländern durch.

Wenngleich Gustav Engljähringer ab dem dritten Saisonrennen der einzig querschnittgelähmte Fahrer im Starterfeld war, und seinen in der Folge Fahrertitel mit wechselnden Teamkollegen erreichte, so setzt er mit seinem sensationellen Erfolg ein weltweit beachtetes Zeichen für mehr Toleranz und gegen Vorurteile gegen Behinderte.

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